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Gerechtigkeit, Anreize und heterogene Bedarfe

23. Dezember 2022

Das Projekt ist Teil einer grösseren, interdisziplinären Forschungsgruppe, welche sich mit der Akzeptanz des Sozialstaats und hiermit verbundenen Zahlungen beschäftigt. Die Umverteilung von Einkommen ist eine Hauptaufgabe moderner Staaten. Dabei werden staatliche Zuweisungen vor allem nach dem Grad der Bedürftigkeit vorgenommen: kinderreiche Familien erhalten mehr staatliche Unterstützung als weniger kinderreiche, alte und gebrechliche empfangen mehr Zuwendungen als junge und gesunde Gesellschaftsmitglieder. Wie aber wirkt sich dieser Zuweisungsmodus auf die Leistungsbereitschaft der Gesellschaft aus, die finanziellen Ressourcen für die Umverteilung bereitzustellen?

Umverteilung verursacht Kosten. Besonders interessant sind hierbei aus volkswirtschaftlicher Sicht jene (als «implizit» bezeichneten) Kosten, die aus den fehlenden Anreizen entstehen, Arbeitsanstrengungen zu leisten. Anders ausgedrückt schafft eine Besteuerung von Arbeitseinkommen einen Anreiz, weniger zu arbeiten: Freizeit wird nicht besteuert während die Arbeitsleistung nur nach Abzug der Steuer entlohnt wird. Schlimmer noch, wer sich wenig anstrengt, kommt in den Genuss staatlicher Fürsorge. Das Projekt «Gerechtigkeit, Anreize und heterogene Bedarfe» untersucht vor diesem Hintergrund die Bedeutung impliziter Kosten, die durch bedarfsgerechte Umverteilung aufgeworfen werden. Zu diesem Zweck werden die theoretischen Anreizstrukturen eines solchen Umverteilungsmechanismus analysiert und experimentell getestet. Besonderen Augenmerk legen wir hierbei auf Bedarfe, welche sich aus einer Mischung von persönlichem Verschulden und unverschuldeten Zufallsergebnissen ergeben. Dies scheint besonders wichtig mit Hinblick auf die Nachhaltigkeit eines nationalen Gesundheits- und Rentensystems zu sein, da hier persönliche Verantwortung für erhöhte Bedarfe (etwa erhöhte Fettleibigkeit) in Verbindung mit unverschuldeten Schicksalsschlägen (etwa die spontane Erkrankung des Herzkreislaufsystems) zu erhöhtem medizinischen Versorgungsbedarf und mithin höheren staatlichen Zuschüssen führen. In welchem Umfang akzeptieren aber Leistungsträger einer Gesellschaft die Besteuerung ihrer Arbeitseinkommen zu Finanzierung dieser Mehrbedarfe? Unser Forschungsprojekt entwickelt Antworten auf diese Frage.