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Preissignale und Energieverbrauch

29. Februar 2024

Der Energieverbrauch im Verkehrssektor und in der Industrie sind wichtige Grössen für den Gesamtenergieverbrauch der Schweiz. Entsprechend sichert die Beeinflussung des Verbrauchs durch die Preise der Energieträger eine effiziente Energienutzung. Preise, die selbst in ausserordentlichen Lagen unverzerrte Informationen über Knappheiten transferieren und nicht staatlich beeinflusst werden, sind daher wichtiger Bausteine funktionierender Märkte.

Von Juni 2023 bis Januar 2024 bearbeiteten Adhurim Haxhimusa und Andreas Nicklisch vom ZWF im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO die Frage, ob eine Veränderung der Energiepreise tatsächlich zu einer geänderten Energienutzung führen. Die Ergebnisse sind in einer SECO-Studie

  • Adhurim Haxhimusa und Andreas Nicklisch (2024): «Die Rolle von Preissignalen im Verkehrssektor und beim Energieverbrauch». Grundlagen für die Wirtschaftspolitik Nr. 46. Staatssekretariat für Wirtschaft SECO, Bern, Schweiz (Link).

sowie einem Beitrag in Die Volkswirtschaft

  • Adhurim Haxhimusa, Werner Hediger (2024). Hohe Treibstoffpreise unterstützen umweltfreundliche Mobilität. Die Volkswirtschaft, 22. Februar (Link)

publiziert.

Zusammenfassung der Studie

Energiepreise sind sehr volatil, unterliegen teilweise aber auch einer strikten staatlichen Reglementierung. Eine Substitution oder ein Verzicht im Verbrauch von Energieträgern ist oft schwierig. Teils ist auch die Preissensitivität der Endverbraucher gering, zumindest in der kurzen Frist. Daher ist die ökonomische Kernannahme, dass steigende Preise den Verbrauch und die Verwendung auch von Energieträgern beeinflussen, empirisch zu überprüfen. Hierzu testen wir den Einfluss der Energiepreise in zwei wichtigen Sektoren der Wirtschaft, dem Treibstoffverbrauch von Autofahrern und dem Energieverbrauch von Unternehmen.

Mit Hinblick auf den Treibstoffverbrauch von Autofahrern analysieren wir einen möglichen Zusammenhang zwischen den Treibstoffpreisen und dem Verkehrsvolumen sowie der Fahrzeuggeschwindigkeit auf Schweizer Autobahnen und Landstrassen. Ferner testen wir, ob die Höhe der Treibstoffpreise den Anteil von Elektro- und Hybridantrieben bei PKW-Neuzulassungen und den Anteil von verbrauchsstarken PKW-Neuzulassungen beeinflussen. Ersterer Anteil betrifft grob gesagt also besonders umweltfreundlichen Mobilitätsoptionen, zweiterer Anteil den der besonders emissionsreichen Mobilitätsoptionen.

Die Schätzungen zeigen, dass höhere Treibstoffpreise das Verkehrsvolumen verringern. Eine 10%-ige Steigerung des Treibstoffpreises verringert das Verkehrsvolumen in der Schweiz um 0.357%. Anderseits erweisen sich die Auswirkungen des Treibstoffpreises auf die Fahrzeuggeschwindigkeit als nicht statistisch signifikant. Die Fahrweise scheint langfristigen Verhaltensmustern zu unterliegen, die sich nicht durch kurzfristige Preisschwankungen beeinflussen lassen.

Mit Hinblick auf die Kaufentscheidungen zeigen die Schätzungen, dass steigende Treibstoffpreise einen positiven Einfluss auf den Anteil Elektro- und Hybridneuzulassungen haben: Wenngleich das absolute Niveau der Neuzulassungen von Elektro- und Hybridfahrzeugen im Beobachtungszeitraum 2010 bis 2019 in der Schweiz mit durchschnittlich 3.2% niedrig war, so erreicht ein 10%-iger Anstieg des Treibstoffpreises rechnerisch einen Anstieg auf rund 3.9% Elektro- und Hybridneuzulassungen. Anderseits sinken die Neuzulassungen von verbrauchsstarken Fahrzeugen im gleichen Zeitraum durch einen 10%-igen Anstieg des Treibstoffpreises rechnerisch von 20.4% auf 20.1%. 

Bezüglich des Verhaltens von Schweizer Unternehmen wird der Einfluss der Preise von Energieträgern auf deren Verbrauch untersucht. Wenn Preise als strikt exogen betrachtet werden können, also im Fall des Strompreises für KMUs, findet sich eine niedrige Preiselastizität von –0.18. Steigt der Strompreis für KMUs um 10%, so sinkt deren Verbrauch um 1.8%. Für Gas deuten die Ergebnisse darauf hin, dass eine niedrige Preiselastizität von –0.099 gegenüber dem Gaspreis der Vorperiode besteht. 

Ferner deuten die Ergebnisse darauf hin, dass Schweizer KMUs Gas und Öl durch Strom substituieren. Die Einsparungsmassnahmen, welche die Unternehmen für ihren Stromverbrauch planen, erweisen sich jedoch als wesentlich preiselastischer: eine Preiserhöhung des Stroms von 1% führt zu einer Erhöhung der Einsparungsmassnahmen von knapp 1.7%.